Gastartikel: Wirtschaft mal anders – Nachhaltig innovativ
Seit über zwei Jahrzehnten hat sich der Begriff „Start-up“ in unserer Alltagssprache etabliert. Wir fiebern mit Pitches in der „Höhle der Löwen“ und träumen selbst davon, mit unserer eigenen „Start-up-Idee“ irgendwann den Durchbruch zu schaffen und nicht mehr arbeiten zu müssen. Bei diesem Narrativ steht die wirtschaftliche Dimension im Vordergrund: Start-ups generieren Umsätze und machen reich. Was oft in den Hintergrund rückt: Start-ups entwickeln Innovationen, die nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Gesellschaft und Umwelt revolutionieren. Sie bieten nachhaltige Lösungen an, von denen andere Unternehmen lernen können.
Einige gute Beispiele dafür finden sich vielleicht in eurer Nachbarschaft.
In der NaturVision-Stadt Ludwigsburg sitzt beispielsweise das Unternehmen Instagrid GmbH. Die Firma entwickelt mobile Generatoren, die nicht wie üblich mit Benzin, sondern mit einer Batterie betrieben werden. Wird der Strom dafür mit erneuerbaren Energien hergestellt, lassen sich Filmsets, Festivals, Baustellen und Notfalldienste mit tragbarer, mobiler, „grüner“ Energie versorgen. Zusätzlich ist diese Lösung leiser und sicherer für die Nutzenden. Kürzlich bekam das Unternehmen den
Landespreis für junge Unternehmen. Einen ähnlichen Ansatz fährt Felix Fahle mit seiner Idee „Drehstrom“ – „fährt“ im wahrsten Sinne des Wortes, denn er hat E-Autos so umgebaut, dass der Strom ihrer Batterien für Filmsets genutzt werden kann. Somit benötigen Filme, die keinen Steckdosenanschluss in greifbarer Nähe haben, keine benzinbetriebenen Lösungen mehr, um ihre Kameras, Scheinwerfer und sonstige Ausstattung zu betreiben. Stichwort: „Green Shooting“. Dafür wurde er mit dem bundesweit renommierten Preis „
Kultur- und Kreativpiloten“ ausgezeichnet.
Sehr grün geht es auch bei dem Start-up urbanfarmup im Ludwigsburger
urbanhabor zu. Dieses Unternehmen hat sich auf „Vertical Farming“ spezialisiert. Wenn man Robin von urbanfarmup besucht, könnte man denken, man betritt einen Serverraum. Hier summen einige Reihen Schränke vor sich hin. Doch wenn man genau hinsieht, handelt es sich nicht um Kabelsalat, sondern um Sprossen, die nach Radieschen oder Gurke schmecken. Im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft spart die Aufzucht in Regalen Wasser, Platz und Verpackung. Urbanfarmups Mini-Gemüsepflanzen werden an die Gastronomie, z. B. an Mensen, vertrieben und ersetzen dort die Aromen von herkömmlich produzierten Produkten.
Ein sehr häufig anzutreffendes Prinzip nachhaltiger Start-ups ist das Nutzen der Kreislaufwirtschaft, auf Englisch: Circular Economy. Hier geht es darum, bereits genutzte Ressourcen wiederzuverwerten oder aufzuwerten, sodass Wertschöpfung entsteht. Was andere als Müll betrachten, wird wieder dem Wirtschaftskreislauf zugeführt; man könnte sagen: Trash to Cash. Das Unternehmen Proservation aus Stuttgart ist ein Paradebeispiel dafür: Es stellt Verpackungsmaterial aus Spelzen her, die beim Mahlen von Getreide in der Mühle als Rest übrigbleiben. Mithilfe eines ausgetüftelten Klebstoffes werden die Spelzen zu Füllmaterial verarbeitet, das z. B. Styropor und Pappe ersetzen kann. Kreislaufwirtschaft ist ein zentrales Thema des
Innovationsnetzwerks der Wirtschaftsförderung Ludwigsburg. Die wahren Profis auf dem Gebiet der Kreislaufverwertung sind die Macher*innen der Initiative Tinkertank: Seit vielen Jahren vermitteln sie die Kompetenz, aus Schrott etwas Neues zu entwickeln. Sie leisten dadurch wichtige Aufklärung zu diesem Thema.