Gastartikel: Wir brauchen Biodiversität, um zu überleben
„Wir erleben gerade ein bedrohliches Insektensterben, das sich auf unser gesamtes Ökosystem, unser ganzes Leben auswirken wird. Bienen zum Beispiel gehören zu den wichtigsten Bestäubern, sie leisten für uns kostenlose Schwerstarbeit. Die Natur ist ein Teil von uns, wir stehen nicht über ihr. Ich würde mir wünschen, dass diese Haltung mehr in der Politik ankommt.“
Maria Furtwängler, Schauspielerin, Produzentin und Mitbegründerin der MaLisa Stiftung
Die MaLisa Stiftung setzt sich für eine gerechte, nachhaltige Welt ein, in der Gleichberechtigung und der Schutz unserer natürlichen Ressourcen Hand in Hand gehen. 2016 von Maria und Elisabeth Furtwängler gegründet, engagieren sie sich für gesellschaftliche Vielfalt und die Förderung von Klima- und Artenschutz.
Im Interviews stellt Johanna Langhof, Projektleitung des Wirkungsfeldes Klima und Biodiversität, Ziele und Aktivitäten der MaLisa Stiftung vor.
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Johanna Langhof ©Diane von Schoen
Liebe Johanna, wie bist Du zur Stiftung gekommen?
Der Kontakt kam über die Filmbranche. Ich habe lange bei einer Filmproduktion gearbeitet und dort Themen wie Diversität und Nachhaltigkeit vorangetrieben. Einige dieser Projekte habe ich damals schon gemeinsam mit der Stiftung verwirklicht, die sich ja ebenfalls mit audiovisuellen Medien beschäftigt. Bei der Stiftung war dann meine erste Aufgabe, eine Studie zu begleiten, die sich mit der Sichtbarkeit von Klima und Biodiversität im TV beschäftigt. Dabei habe ich erst wirklich verstanden, wie dramatisch gering das Verständnis über beide Krisen ist. Viele wissen viel zu wenig, zum Beispiel darüber, was der Verlust von Biodiversität für mich als Mensch im hier und heute bedeutet. Nicht nur für zukünftige Generationen, sondern auch für mich ganz persönlich.
Wie dramatisch wird die Lage, wenn wir intakte Ökosysteme jetzt nicht schützen?
Wir brauchen Biodiversität, um zu überleben, wir sind abhängig von intakten Ökosystemleistungen wie zum Beispiel Wasser. Wasser ist eine Ökosystemleistung und gleichzeitig eine knappe Ressource, von der wir als Mensch und jede Industrie abhängig ist. Das treibt mich um aber auch an, den Hebel Film & Fiktion zu nutzen, weil da eine unglaubliche Kraft drin steckt, Bilder zu zeigen, die diese Krise den Menschen näherbringt und zeigt, dass wir sie gemeinsam bewältigen können. Ich bleibe optimistisch und voller Hoffnung, dass es Wirkung zeigt, Geschichten zu erzählen, die eine lebenswerte Zukunft schafft.
In den Nachrichtenmedien scheinen diese Themen eher gerade in den Hintergrund zu geraten?
Ich fürchte, dass dieser Eindruck gerechtfertigt ist. Wenn wir uns im Fernsehen die Themen anschauen, geht es fast ausschließlich um Wirtschaft und Migration. Dabei haben diese Themen unmittelbar mit der Klima-und Biodiversitätskrise zu tun. Zudem wird selten ein Bezug hergestellt zwischen Klimakrise und Extremwetterereignissen. Und hier können wir auch wieder den Bogen schlagen zu unserer Studie. Die in den Medien kaum vorkommende Biodiversitätskrise ist keine Zwillingskrise im Hintergrund, sondern das ist letztlich die Krise, die darüber bestimmt, ob wir weiter auf diesem Planeten leben können.
Auf Biodiversität und Artenvielfalt legt die Stiftung einen besonderen Fokus, wie erlebst Du das persönlich?
Als ich frisch dazukam, dachte ich, ich kenne mich eigentlich ganz gut aus im Nachhaltigkeitsbereich. Und dann habe ich viel mit Maria Furtwängler und meinen Kolleginnen gesprochen und noch mal viel mehr über die Natur lernen dürfen. Ich bin bei Maria am Tegernsee durch den Garten gegangen und sie hat mir viel über Insekten und ihre Bienen erzählt, diese Begeisterung hat mich einfach angesteckt. Ich war dann sogar in Hamburg auf einem Hummelkongress. Es ist schon beeindruckend, wie diese kleinen Wesen funktionieren und wie wichtig sie für uns sind. Davor habe ich mich eher mit vermeintlich niedlicheren Tieren wie z.B. kleinen Schildkröten beschäftigt, die übrigens u.a. wegen der Erwärmung des Wassers ebenso vom Aussterben bedroht und besonders schützenswert sind. Wenn man sie mal in wilder Natur erlebt, z.B. in Nicaragua oder Australien, wo ich reisen war, kommt bei mir ein extremes Bedürfnis auf, dass sie weiterhin leben sollen.
Welche Aktivitäten machen Dir in der Stiftung besonders viel Freude?
Unser Ziel ist ja, Filmschaffende und Geschichtenerzähler*innen darin zu unterstützen, ihre Stoffe so zu erzählen, dass sie auch die richtige Wirkung haben. Und es freut mich sehr, wenn ich merke, dass wir zum Beispiel mit Planet Narratives zusammen auf der Berlinale oder dem Filmfest Hamburg mit unseren Themen und unserer Energie echte Impulse setzen können. Wir möchten möglichst viele Kreative erreichen, damit sich sichtbar etwas verändert in der Branche. Dazu gehört natürlich auch viel Hartnäckigkeit 😉
Was wäre ein positives Beispiel?
Das muss gar nichts Spektakuläres sein. Ich würde mir zum Beispiel wünschen, dass der Themenbereich in Dialogen häufiger vorkommt. Ich mag es, wenn eine Figur sich ähnliche Sorgen um die Welt macht wie ich und sich überlegt, was sie oder er beitragen kann, um sie etwas besser zu machen. Wir brauchen Vorbilder, Figuren, mit denen wir uns identifizieren.
Die MaLisa Stiftung war nun schon zweimal auf der DLD Konferenz in München präsent.
Vergangenen September haben Steffi Czerny und Maria Furtwängler zusammen die DLD Nature gehostet und im Januar haben wir mit einigen Sessions daran angeschlossen. Am großen Erfolg hat man gemerkt, wie sehr diese Themen viele von uns beschäftigen. Es kamen internationale Expert*innen aus Politik, Technologie, Wirtschaft und Kultur auf der DLD Nature zusammen, um Allianzen zu schmieden und gemeinsam an Lösungen für den Schutz von Natur und Biodiversität zu arbeiten. Es ist schön, wie groß unser Netzwerk geworden ist. Und es war natürlich eine großartige Gelegenheit die Plattform DLD zu nutzen, um der Natur die Bühne zu geben, die sie verdient.
Möchtest du ein paar Stationen aufzeigen, wo die Stiftung 2025 aktiv sein wird?
Wir werden die Plattform DLD oder auch andere Konferenzformate weiter darin unterstützen, neue Perspektiven, Erkenntnisse und Allianzen im Naturschutz zu entwickeln. Dabei ist es uns insbesondere wichtig, auch die Wirtschaft zu motivieren. Im Bereich Social Media werden wir unsere Werte noch intensiver transportieren. Und last but not least haben wir eine Studie mitinitiiert, die männliche und weibliche Rollenbilder in den sozialen Medien analysiert.